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…als „die grüne Fee“ van Goghs Ohr raubte
2019. 08. 14.

…als „die grüne Fee“ van Goghs Ohr raubte

 

Albert Maignan: Die Grüne Muse, 1895

 

Vincent van Gogh in jener Zeit, als Absinthtrinken billiger war als Wein zu trinken, war laut Überlieferungen dem Absinth (=auch „die grüne Fee“ genannt) nicht abgeneigt, und ich denke, es kam wie es kommen musste …Viele Geschichten und Mythen drehen sich um den „selbstverschuldeten“ Verlust seines linken Ohres, als gesichert gilt lediglich, dass van Gogh zuvor einen heftigen Streit mit seinem Künstlerkollegen Paul Gauguin hatte. Was genau geschehen ist, weiß man nicht, Faktum ist, van Gogh war danach sozusagen „ein halbes Ohr kürzer“ und wäre fast an dem Blutverlust gestorben. Laut seinen eigenen Angaben zu folge schnitt er sich selbst einen Teil des linken Ohres ab, neuere Erkenntnisse besagen jedoch, dass dies nur eine Schutzbehauptung gewesen sein könnte, damit Gauguin einer Strafverfolgung entging.

 

Selbstporträt mit verbundenem Ohr und Pfeife(1889)

 

Wie auch immer nun zu den Hard-Facts bezüglich des Künstlers und „der grünen Fee“:

 

Vincent van Gogh


Vincent Willem van Gogh * 30. März 1853 in Groot-Zundert; † 29. Juli 1890 in Auvers-sur-Oise) war ein niederländischer Maler und Zeichner; er gilt als einer der Begründer der modernen Malerei.

Nach gegenwärtigem Wissensstand hinterließ er 864 Gemälde und über 1000 Zeichnungen, die allesamt in den letzten zehn Jahren seines Lebens entstanden sind. Vincent van Gogh führte einen umfangreichen Briefwechsel, der eine Fülle von Hinweisen auf sein malerisches Werk enthält und selbst von literarischem Rang ist.

Sein Hauptwerk, das stilistisch dem Post-Impressionismus zugeordnet wird, übte starken Einfluss auf nachfolgende Künstler aus, vor allem auf die Fauves und die Expressionisten. Während er zu Lebzeiten nur wenige Bilder verkaufen konnte, erzielen seine Werke seit den 1980er Jahren bei Auktionen Rekordpreise.

Vincent van Gogh kam in einem Landstädtchen in Noord-Brabant, als Sohn des Pfarrers Theodorus van Gogh und seiner Frau Anna Cornelia, der Tochter eines Buchbinders, zur Welt. Nie sollte er die frühen Eindrücke seiner ländlichen Heimat vergessen; viele seiner Bilder zeugen von seiner Liebe zur Natur. Nach Vincent wurden noch fünf jüngere Geschwister geboren, christliche Werte spielten in der Familie eine wichtige Rolle. Aber es gab auch Verbindungen zum Kunsthandel, wo drei von Vincents Onkeln tätig waren.

Nach der Schulzeit gab es einige Berufsversuche als Verkäufer, Lehrer, und Prediger.

Ab Mitte 1880 kam der vier Jahre jüngere Bruder Theo für Vincent van Goghs Lebensunterhalt auf. Theo war darüber hinaus sein Vertrauter, seine wichtigste Bezugsperson und sein – wenn auch wenig erfolgreicher – Kunsthändler. Der umfangreiche Briefwechsel, den die Brüder ab 1872 führten, ist eine wichtige Quelle der Van-Gogh-Forschung.

Beginn als Maler

Vincent van Goghs frühen Arbeiten ist kaum anzumerken, dass er einmal ein bedeutender Maler werden sollte.[ Er wollte lernen und eignete sich das Nötigste autodidaktisch an, zeichnete nach Lehrbüchern und kopierte von ihm bewunderte Zeichnungen und Drucke. Um in Kontakt mit Kunst und Künstlern zu kommen, zog er im Oktober 1880 nach Brüssel, wo er sein Selbststudium fortsetzte. Dass er, wie gelegentlich angemerkt, die dortige Kunstakademie jemals besuchte, ist nicht eindeutig belegt (er war allerdings eingeschrieben). In Brüssel traf er Anthon van Rappard, mit dem er sich über künstlerische Fragen austauschte, der ihn unterrichtete, ihn in den folgenden Jahren mehrmals besuchte und mit dem er längere Zeit brieflich in Kontakt stand. Nachdem Rappard Brüssel verlassen hatte, kehrte van Gogh im April 1881 (wohl auch aus wirtschaftlichem Grund) ins Elternhaus nach Etten zurück.

Dort zeichnete er wieder – neben Landschaftsmotiven der Umgebung – hauptsächlich bäuerliche Arbeiten und Arbeiter. Für seine Eltern und Verwandtengalt er zum damaligen Zeitpunkt als Versager –, es entstand Streit mit der Familie, der kurz nach Weihnachten 1881 mit seinem Auszug endete.

Van Goghs Liebesleben war geprägt von gesellschaftlich nicht gewünschten Beziehungen und Liaisonen, unter anderem zu einem seiner Modelle Sien und auch zu einer Prostituierten.
Im Herbst 1883 trennte van Gogh sich von Sien, durchaus im Bewusstsein, für die Zukunft auf eine eigene Familie zu verzichten: „Wir stehen jetzt vor dieser Tatsache – meinem festen Vorsatz, tot zu sein für alles, außer für meine Arbeit.“ Von diesem Zeitpunkt an beschränkte van Gogh sich auf leichtlebige oder für ein Geringes käufliche Frauen.

Nach der Trennung von Sien zog er im September in die nordniederländische Provinz Drenthe, danach brach er im November 1885 nach Antwerpen und Paris auf.

 

 

Henri de Toulouse-Lautrec: Vincent van Gogh in Paris (1887)

 

In Paris lernte van Gogh den damals aktuellen Kunststil, den Impressionismus, kennen. Unter diesem Eindruck hellte seine vormals dunkle Palette sich auf, und er begann, mit verschiedenen Maltechniken zu experimentieren. Er malte viel im Freien, vor allem in der ländlichen Umgebung von Paris, so am Montmartre und in Asnières.

Auf Dauer aber waren das hektische Großstadtleben und die häufigen Streitereien unter den Malern, auch dass man ihm verboten hatte, auf der Straße zu malen, für ihn unerträglich. Er beschloss, die Stadt zu verlassen, worüber er später an Theo schrieb: „[…] als ich auf der Gare du Midi von Dir wegfuhr, war ich todunglücklich und beinah krank und beinah ein Säufer, weil ich mich so kaputtgemacht hatte.“ Im Februar 1888 reiste er in das südfranzösische Arles.

Blick über Arles (1889)

 

Paul Gauguin: Vincent van Gogh, Sonnenblumen malend (1888)

 

Sternennacht (Vincent van Gogh)

 

Aus mehreren Gründen hatte van Gogh sich für Südfrankreich entschieden. Zum einen wollte er dem nördlichen Winter entgehen, zum anderen hoffte er, hier die „blauen Töne und heiteren Farben“ des Südens zu finden. Ursprünglich war Arles nur als Zwischenstation auf dem Weg nach Marseille gedacht gewesen, wo er für Theo kunsthändlerisch tätig werden wollte; dieser Plan wurde jedoch nicht ausgeführt.

Van Gogh lebte zunächst in einer Pension. Im April mietete er ein Atelier im Gelben Haus, wo er ab September auch wohnte.

In künstlerischer Hinsicht war der Arleser Aufenthalt besonders produktiv; in sechzehn Monaten schuf van Gogh 187 Gemälde.

Um den Kollegen zu beeindrucken und das für ihn gedachte Zimmer auszuschmücken, malte er in kurzer Zeit zahlreiche Bilder, darunter die bekannten Sonnenblumenbilder. Er malte auch deshalb unermüdlich, um Theo, in dessen Schuld er sich zutiefst fühlte, einen Gegenwert für die kontinuierlichen Zahlungen zu bieten. Vor Gauguins Ankunft klagte van Gogh über gesundheitliche Probleme durch Erschöpfung.

Der Vorfall mit dem Ohr

Am 23. Oktober traf Gauguin in Arles ein; schon wenig später war die Beziehung der beiden schwierigen Charaktere von Konflikten belastet. Das Zusammenleben endete genau zwei Monate später mit einem nie völlig geklärten Vorfall, in dessen Verlauf van Gogh sich nach einem Streit mit Gauguin einen großen Teil seines linken Ohres  abgeschnitten haben soll, wie Paul Gauguin berichtete. Dieser kommt allerdings auch selbst als Täter in Betracht. Man fand van Gogh am nächsten Morgen, bewusstlos und geschwächt vom Blutverlust. Die Arteria auricularis posterior wurde nach Vincents Brief vom 7./8. Januar 1889 durchtrennt, welches den beträchtlichen Blutverlust zur Folge hatte. Gauguin benachrichtigte Theo und fuhr nach Paris.

Der Vorfall gilt als erste Manifestation einer Erkrankung, die damals, wohl fälschlich, als Epilepsie diagnostiziert wurde. Mit wachsender Popularität des Malers stellten Ärzte und Psychologen postum – und ohne abschließendes Ergebnis – anhand von Bildern, Briefen und Aufzeichnungen eine Vielzahl alternativer Diagnosen. Nach Angaben des Patienten waren die Anfälle verbunden mit Wahnvorstellungen, Albträumen sowie Depressionen. Er bekam sie in den ihm verbleibenden eineinhalb Lebensjahren noch mehrmals für Tage oder auch Wochen und sie hinderten ihn am Malen. In den Zwischenphasen war er jedoch klar und leistungsfähig.

Wegen des Blutverlustes wurde er rund zwei Wochen lang im Krankenhaus von Arles behandelt; im Februar 1889 machte ein weiterer Anfall einen erneuten mehrtägigen Krankenhausaufenthalt notwendig. Kaum entlassen, wurde er aufgrund einer Petition von Bürgern, die sich vor seinem unheimlichen Verhalten fürchteten, wiederum im Hospital interniert. Diese Zwangsinternierung wurde im April aufgehoben. Da der Maler sich noch nicht zutraute, allein zu leben – möglicherweise auch, um seinen Bruder, der vor kurzem geheiratet hatte, nicht zu sehr zu belasten –, entschied er sich für eine Übersiedelung in die unweit gelegene Nervenheilanstalt Saint-Paul-de-Mausole in Saint-Rémy-de-Provence.

 

Die privat geführte Nervenheilanstalt von Saint-Rémy, wo der Maler am 8. Mai eintraf, war in einer ehemaligen Klosteranlage aus dem 12. Jahrhundert untergebracht. Eine Behandlung fand dort nicht statt; Vincent van Gogh beklagte brieflich die völlige Untätigkeit seiner Mitpatienten, von denen er sich nach Möglichkeit fernhielt.

Ihm selbst jedoch war das Malen als Therapie erlaubt, und er begann damit in den ersten Tagen nach seiner Ankunft. Der vielfach Gescheiterte, zurückgezogen Lebende klammerte sich jetzt noch mehr als zuvor an seine Arbeit. Zunächst malte er Motive aus dem Garten der Anstalt sowie den Ausblick aus seinem Fenster, dann Motive aus der Umgebung von Saint-Rémy und die später berühmt gewordene Sternennacht.

Die Ebene von Auvers, 1890, Belvedere, Wien

 

Zwischen September 1889 und April 1890 reichte Theo Gemälde van Goghs zu drei namhaften Ausstellungen avantgardistischer Kunst ein. Damit erreichte der Maler erstmals eine breitere Öffentlichkeit. Die Reaktionen waren anerkennend und gipfelten in einem begeisterten Artikel in einer Kunstzeitschrift. Zudem wurde auf einer der Ausstellungen Anfang 1890 das Bild Die roten Weingärten von Arles van Goghs verkauft – es handelt sich um den einzigen belegten Verkauf aus seiner reifen Periode. Der Maler sah dem sich nun möglicherweise ankündigenden Erfolg eher ängstlich als freudig entgegen.

Schon seit dem Herbst verfolgte van Gogh die Absicht, die Anstalt, in der er sich als ein Gefangener fühlte, zu verlassen und wieder in den Norden zu ziehen. Damit stellte sich die Frage nach einem Ort, an dem er die notwendige Betreuung erhalten würde. Im Frühjahr 1890 schien die Frage gelöst: In Auvers-sur-Oise, ca. 30 km von Paris entfernt, würde der Kunstfreund und Arzt Paul Gachetsich seiner annehmen.

 

Letzte Monate

 

An der Schwelle zur Ewigkeit (Mai 1890)

Am 17. Mai 1890 traf Vincent van Gogh in Paris bei seinem Bruder, dessen Frau und dem Ende Januar geborenen, ebenfalls Vincent genannten Sohn ein. Die Atmosphäre in der Familie war angespannt: Theo hatte Differenzen mit seinen Arbeitgebern und spielte mit dem Gedanken, sich mit einer eigenen Galerie selbstständig zu machen – ein finanzielles Wagnis gerade jetzt, wo er nicht nur für den Bruder, sondern auch für Frau und Kind zu sorgen hatte; zudem war er schon seit geraumer Zeit durch diverse Gesundheitsstörungen beeinträchtigt. Bereits nach drei Tagen reiste Vincent van Gogh überstürzt nach Auvers zu Dr. Gachet weiter.

Der Witwer Gachet war mit zahlreichen modernen Künstlern bekannt, darunter Paul Cézanne und Claude Monet, deren Bilder er sammelte, und betätigte sich selber in seiner Freizeit künstlerisch. Van Gogh wohnte im Gasthof, war aber einmal wöchentlich bei dem Arzt, der sich von seiner Malerei sehr angetan zeigte.

In Auvers fiel der Maler in einen wahren Schaffensrausch. In 70 Tagen schuf er rund 80 Gemälde und 60 Zeichnungen.
Am 6. Juli 1890 besuchte er den Bruder und dessen Familie in Paris, wo es offenbar, wie schon beim vorherigen Mal, zu häuslichen Auseinandersetzungen kam. Niedergedrückt fuhr der Maler noch am gleichen Abend zurück. Unter anderem
malte er nun die Auvers umgebenden Kornfelder in regnerischer Stimmung.


Das tragische Ende eines großen Künstlers

Am 27. Juli 1890 schoss van Gogh sich im Freien eine Kugel in die Brust, nach anderer Darstellung in den Bauch, konnte aber noch zu dem Gasthof zurückkehren. Über die Beweggründe zu der Tat wurde viel spekuliert: Möglich ist, dass er nun, da Theo Familienvater war, um dessen ungeteilte Zuwendung fürchtete und zudem dem Bruder in der unsicheren beruflichen Situation finanziell nicht länger zur Last fallen wollte; möglicherweise sollte der Tod auch eine Preissteigerung seiner Bilder zugunsten Theos bewirken. Einer jüngsten Theorie zufolge soll van Gogh allerdings nicht durch Suizid gestorben, sondern Opfer eines Unfalls geworden sein.

Die beiden herbeigerufenen Ärzte, darunter Dr. Gachet, verzichteten darauf, die Kugel zu entfernen. Vincent van Gogh starb am 29. Juli 1890 im Beisein seines Bruders. Er ist an der Seite Theos, der ihn um ein halbes Jahr überlebte und an den Folgen einer Syphiliserkrankung starb, auf dem Friedhof von Auvers begraben.

 

 

Absinth


Absinth, auch Absinthe oder Wermutspirituose genannt, ist ein alkoholisches Getränk, das traditionell aus Wermut, Anis, Fenchel, einer je nach Rezeptur unterschiedlichen Reihe weiterer Kräuter sowie Alkohol hergestellt wird.

 

Vincent van GoghCafétisch mit Absinth, 1887

 

Die meisten Absinthmarken sind grün, daher wird Absinth auch „Die grüne Fee“ (französisch La fée verte) genannt. Der Alkoholgehalt liegt üblicherweise zwischen 45 und 85 Volumenprozent und ist demnach dem oberen Bereich der Spirituosen zuzuordnen. Aufgrund der Verwendung bitter schmeckender Kräuter, insbesondere von Wermut, gilt Absinth als Bitterspirituose, obwohl er nicht unbedingt bitter schmeckt.

Absinth wurde ursprünglich im 18. Jahrhundert im Val de Travers im heutigen Schweizer Kanton Neuenburg (République et Canton de Neuchâtel) als Heilmittel hergestellt. Große Popularität fand diese Spirituose, die traditionell mit Wasser vermengt getrunken wird, in der zweiten Hälfte des 19. und dem frühen 20. Jahrhundert in Frankreich. Zu den berühmten Absinth-Trinkern zählen unter anderem Charles Baudelaire, Paul Gauguin, Vincent van Gogh, Ernest Hemingway, Edgar Allan Poe, Arthur Rimbaud, Aleister Crowley, Henri de Toulouse-Lautrec und Oscar Wilde.

Auf dem Höhepunkt seiner Popularität stand das Getränk in dem Ruf, aufgrund seines Thujon-Gehalts abhängig zu machen und schwerwiegende gesundheitliche Schäden hervorzurufen. 1915 war das Getränk in einer Reihe europäischer Staaten und den USA verboten. Moderne Studien haben eine Schädigung durch Absinthkonsum über die Wirkung von Alkohol hinaus nicht nachweisen können; die damals festgestellten gesundheitlichen Schäden werden heute auf die schlechte Qualität des Alkohols und die hohen konsumierten Alkoholmengen zurückgeführt. Seit 1998 ist Absinth in den meisten europäischen Staaten wieder erhältlich. Auch in der Schweiz sind seit 2005 die Herstellung und der Verkauf von Absinth wieder erlaubt.

Außer Wermut (Artemisia absinthium) enthält in Frankreich und der Schweiz hergestellter Absinth Anis, teilweise ersetzt durch den preisgünstigeren Sternanis, Fenchel, Ysop, Zitronenmelisse und pontischen Wermut. Varianten verwenden auch Angelika, Kalmus, Origanum dictamnus, Koriander, Veronica, Wacholder, Muskat und verschiedene weitere Kräuter. Wermut, Anis und Fenchel machen den typischen Geschmack des Absinths aus. Die übrigen Gewürze dienen der geschmacklichen Abrundung. Die grüne Farbe, die viele Absinthsorten aufweisen, stammt vom Chlorophyll in pontischem Wermut, Ysop, Melisse und Minze.

Thujon ist ein Bestandteil des ätherischen Öls des Wermuts, das für die Absinthherstellung verwendet wird. Die schädlichen Auswirkungen, die während des Höhepunkts der Absinth-Popularität im 19. Jahrhundert in Frankreich zu beobachten waren und zu denen unter anderem Schwindel, Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Depressionen, Krämpfe, Blindheit sowie geistiger und körperlicher Verfall gehörten, wurden auf diese Substanz zurückgeführt. Thujon ist ein Nervengift, das in höherer Dosierung Verwirrtheit und epileptische Krämpfe (Konvulsionen) hervorrufen kann. Aus diesem Grund wurde in der Europäischen Union der Thujongehalt in alkoholischen Getränken begrenzt (5 mg/kg in alkoholischen Getränken mit einem Alkoholgehalt von bis zu 25 % vol. und bis zu 10 mg/kg in alkoholischen Getränken mit einem Alkoholgehalt von mehr als 25 % vol. sowie bis zu 35 mg/kg in Bitter-Spirituosen.)

Der Absinth des 19. Jahrhunderts hatte entgegen früheren Berichten, die von bis zu 350 Milligramm je Liter sprachen, im Wesentlichen keinen höheren Thujongehalt als die heutigen reglementierten Absinthe. In einer Untersuchung von Absinthen auf Basis historischer Rezepte und Prozesse und von 1930 hergestelltem Absinth konnten nur Thujonmengen von unter 10 mg/kg nachgewiesen werden. Der Thujongehalt kann jedoch höher liegen, wenn Wermutauszüge oder Wermutöle zugesetzt werden. Die Absinthe werden auf diese Weise jedoch sehr bitter.

 

Absinth als Getränk der Künstler und Literaten

Absinthgenuss wird bis heute mit der französischen Kunstszene dieser Zeit verbunden. So schreiben Hannes Bertschi und Marcus Reckewitz: „Es scheint, als sei die gesamte europäische Elite der Literatur und der bildenden Künste im Absinthrausch durch das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert getorkelt. Vereinsamte, heruntergekommene Absinthtrinker waren immer wieder Motive der damaligen Malerei und der Literatur. Édouard Manets Gemälde Der Absinthtrinker, das um 1859 entstand, erregte mit dem Sujet eines verwahrlosten Alkoholikers großen Anstoß und wurde vom Auswahlkomitee des Pariser Salons abgelehnt. Die literarische Vorlage zu dem Gemälde war ein Gedicht von Charles Baudelaire, der selbst Absinth in großen Mengen konsumierte und so versuchte, durch Syphilis verursachte Schmerzen und Schwindelgefühle zu bekämpfen. Weitere frühe Darstellungen sind die Karikaturen Le premier verre, le sixième verre von Honoré Daumier und L’Èclipse von André Gill. Edgar Degas’ Gemälde Der Absinth von 1876 zeigt ein sich nicht mehr wahrnehmendes, apathisch nebeneinandersitzendes Paar in einer der französischen Bars.
 

Porträt Vincent van Goghs von Henri Toulouse-Lautrec, 1887

 

Viktor Oliva: Der Absinthtrinker, 1901

Neben Camille Pissarro und Alfred Sisley gehörte auch Henri Toulouse-Lautrec zu den bekannten Absinthtrinkern, der seinen Malerkollegen Vincent van Gogh 1887 in einem Café mit einem Glas Absinth porträtierte. Im selben Jahr entstand dessen Stillleben mit Absinth. Ein Beleg für die Verbreitung des Getränkes außerhalb von Paris ist sein in Arles entstandenes Gemälde Nachtcafé an der Place Lamartine, das ebenso wie Paul Gauguins Dans un café à

Bereits um das Jahr 1850 wurden Sorgen über die Folgen des Langzeit-Absinth-Konsums laut. Dieser führe zu Absinthismus. Als Symptome galten Abhängigkeit, Übererregbarkeit und Halluzinationen. Nachdem Émile Zolas 1877 veröffentlichter Roman L’assommoir (dt. Der Totschläger) auf die gravierenden sozialen Folgen des Alkoholismus aufmerksam gemacht hatte, hatten eine Reihe von Antialkoholikervereinigungen versucht, Absinth verbieten zu lassen – verschiedentlich gemeinsam mit den Weinproduzenten. 1907 gingen 4000 Demonstranten in Paris unter dem Slogan „Tous pour le vin, contre l’absinthe“ (Alle für den Wein und gegen den Absinth) auf die Straße. Wein galt im Frankreich jener Zeit als gesundes Getränk und Grundnahrungsmittel. „Absinth macht kriminell, führt zu Wahnsinn, Epilepsie und Tuberkulose und ist verantwortlich für den Tod tausender Franzosen. Aus dem Mann macht Absinth ein wildes Biest, aus Frauen Märtyrerinnen und aus Kindern Debile, er ruiniert und zerstört Familien und bedroht die Zukunft dieses Landes“, hieß es damals unter den Kritikern. Auch Zola beschrieb in seinem einflussreichen Roman Schnaps als ein menschenverderbendes Getränk, Wein dagegen als das Recht des Arbeiters. Unterstützung fand diese Sichtweise auch bei Medizinern. Alkoholismus war in Frankreich erstmals in den 1850er Jahren wissenschaftlich beschrieben worden. Französische Mediziner hatten um 1900 bei den billigen Absinthmarken, die im kalten Auszugsverfahren hergestellt wurden, besonders viele Schadstoffe festgestellt. Auch aus ihrer Sicht war Absinth das erste Getränk, das verboten werden sollte. Ein spektakulärer Mordfall im August des Jahres 1905 in der Waadtländer Gemeinde Commugny, der europaweit ausführlich in den Medien dargestellt wurde, war der letzte Anstoß, Herstellung und Verkauf von thujonhaltigen Getränken in den meisten europäischen Ländern und den USA gesetzlich zu verbieten. Der Vorfall wurde zum Anlass genommen, noch im selben Jahr Absinth zu verbieten. In der Schweiz wurde das Absinth-Verbot im Jahre 1910 aufgrund einer Volksinitiative sogar in der Verfassung verankert. Das Verbot trat am 7. Oktober 1910 in Kraft. In Frankreich ließ man sich mit dem Verbot bis 1914 Zeit. Ob sich das Verbot von Absinth positiv auf die französische Volksgesundheit auswirkte, lässt sich nicht mehr feststellen. Mangelnde Gesundheitsstatistiken und die Zäsur des Ersten Weltkriegsverhindern entsprechende Analysen.

Lediglich in Spanien und Portugal blieb Absinth Produktion und Konsum legal. Auch in Großbritannien, wo Absinth im 19. Jahrhundert nur ein Nischendasein fristete, blieb zumindest der Verkauf erlaubt. Das Verbot des Absinth führte in Frankreich zu einer wachsenden Popularität des Absinthsubstituts Pastis. Es kam infolge des Verbots zu zahlreichen Brennereien  im Untergrund.


Satirisches Plakat von Albert Gantner gegen das Absinthverbot in der Schweiz aus der Zeitschrift Guguss, 1910

 

Nach dem französischen Verbot verlegte die Firma Pernod, einer der größten französischen Absinth-Hersteller, ihre Absinth-Produktion zunächst nach Spanien, konzentrierte sich aber dann auf die Herstellung von Anis-Schnäpsen. Nach dem Verbot ließ die Schweizer Regierung die Wermut-Felder unterpflügen. Die Destillation wurde jedoch heimlich weitergeführt – die Einwohner des Tales legen Wert darauf, auf eine 250-jährige ununterbrochene Geschichte der Absinth-Produktion verweisen zu können.

Jedoch wurde Absinth das Modegetränk de späten 1990er-Jahre.In zahlreichen Ländern wurde das Absinthverbot wieder aufgehoben!

 

…nun nach so vieler harter Fakten zu van Gogh und Absinth
       – entspannen und einfach mal "ans Malen gehen"!

 

(Quellen: Wikipedia, und der Artikel „Was wirklich mit van Goghs Ohr geschah“, Welt/Kultur vom 09.12.2008, Pinterest)

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